Architektenwettbewerb: Neubau der Kreuzerfeld-Sporthalle

Ein wirtschaftliches, hochwertiges und nachhaltiges Gebäude entsteht

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs steht fest.

Die Stadt Rottenburg beabsichtigt die Neubebauung einer Sporthalle in der Nähe des Kreuzerfeld-Schulcampus.

Das für die Sporthalle vorgesehene Grundstück liegt am westlichen Stadtrand, städtebaulich eingerahmt zwischen der bereits bestehenden Sportplatzan-lage und der Grund- und Realschule. Der Einbindung der Sporthalle in den Landschaftsraum wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Neben der Nutzung der Halle für den Sportbetrieb der Schulen soll die neue Sporthalle auch von Vereinen und vereinzelt für größere Veranstaltungen genutzt werden können.

Ziel dieses Realisierungswettbewerbs ist es, für diesen Standort ein qualitäts-volles, wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäude zu erhalten, das auf die jeweiligen städtebaulichen, funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen angemessen und in hoher Qualität antwortet. Dabei sind die in der Auslobung genannten Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.
(VgV Verfahren mit nicht offenem Realisierungswettbewerb nach den Richtlinien für Planungswettbewerbe RPW 2013 Architektenwettbewerb)


Teilnehmer: Tarnnummer im Verfahren/ Verfasser

1001 – Anerkennung / 9.000 EUR
weinbrenner.single.arabzadeh. architektenwerkgemeinschaft,
Nürtingen mit Faiss Landschaftsarchitektur, Nürtingen

1002 - nicht zugelassen

1003
mt2 ARCHITEKTEN I STADTPLANER, Nürnberg
mit GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt, Kassel

1004
Arge Hippmann Architekten und Rempfer-Klaffschenkel Architekten, Stuttgart/Mössingen mit plandrei Landschaftsarchitektur, Erfurt

1005 - 2.Preis / 20.000 EUR
dasch zürn + partner, Stuttgart mit Reinboth Landscharchitekten, Esslingen

1006
campus GmbH, Reutlingen mit Stefan Fromm Landschaftsarchitekten, Dettenhausen

1007
Seyfried Architekten, Schwäbisch Gmünd mit Stadtlandingenieure, Ellwangen

1008
AV1 Architekten, Kaiserslautern mit HDK Dutt & Kist, Saarbrücken

1009
Josef Prinz, Freier Architekt, Ravensburg mit freiraumsüd Landschaftsarchitekten, Ravensburg

1010
ama_architekturbüro michael auerbacher, Burghausen mit B2 Landschaftsarchitekten, Burgrieden

1011
Kubeneck Architekten, Berlin mit landschaft + licht, Ludwigsburg

1012
vögele architekten, Stuttgart mit gesswein landschaftsarchitekt, Schorndorf

1013
Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil mit faktorgruen Landschaftsarchitekten, Rottweil 1

1014 - 1.Preis / 32.000 EUR
Günter Hermann Architekten, Stuttgart mit Siegmund und Winz Landschaftsarchitekten, Balingen

1015
Frank Heinz, Waldkirch mit bbz landschaftsarchitekten, Freiburg

1016 - 3.Preis / 14.000 EUR
Steimle Architekten GmbH, Stuttgart mit koeber Landschaftsarchitektur GmbH, Stuttgart

1017
GMS Architekten, Isny mit Freiraumplanung Sigmund Landschaftsarchitekten, Grafenberg

1018
Jöllenbeck & Wolf Architekten, Walldorf mit Cornelia Biegert Landschaftsarchitektur, Bad Friedrichshall

1019
JUDARCHITEKTUR, Stuttgart mit Blank Landschaftsarchitektur, Stuttgart

1020
Bauplanung plus+, Neckartenzlingen mit Specht Landschaftsarchitektur, Tübingen

1021
PLAN FORWARD, Stuttgart mit Planungsgemeinschaft Landschaftsarchitektur Büro Markus Herthneck, Stuttgart


Die Besetzung des Preisgerichtes

FachpreisrichterInnen (6):
- Prof. Jörg Aldinger, Freier Architekt BDA, Stuttgart - Vorsitzender
- Prof. Jens Wittfoht, Freier Architekt BDA, Stuttgart
- Prof. Stefanie Eberding, Freie Architektin BDA, Stuttgart
- Prof. Dr. Ulrike Fischer, Architektin, Karlsruhe
- Prof. Peter Schlaier, Freier Architekt BDA, Stuttgart
- Mechthild von Puttkamer, Freie Landschaftsarchitektin BDLA, Starnberg

Stellv. FachpreisrichterInnen:
- Thomas Weigel, Erster Bürgermeister, Rottenburg a.N.
- Markus Gärtner, Leiter des Hochbauamtes, Rottenburg a.N.
- Arne Rüdenauer, Freier Architekt BDA, Stuttgart
- Carolin von Lintig, Freie Landschaftsarchitektin, Reutlingen

SachpreisrichterInnen (5):
- Stephan Neher, Oberbürgermeister, Rottenburg a.N.
- Hermann Sambeth, CDU-Fraktion
- Gaby Mauthe, FaiR-Fraktion
- Erika Piscart, SPD-Fraktion
- Christian Biesinger, Fraktion JA

Sachverständige Berater:
- Manuela Beck, Leiterin des Amtes für Bildung, Kultur und Sport, Stadt
Rottenburg a.N.
- Anne Schröder, Sportbeauftragte der Rottenburg a.N.
- Angelika Garthe, Leiterin des Stadtplanungsamtes, Stadt Rottenburg a.N.
- Ulrike Feirer-Mangold, Schulleiterin der Grundschule Kreuzerfeld
- Hartmut Schänzlin, Schulleiter Realschule Kreuzerfeld
- Heike Baumann, Ortsvorsteherin Weiler
- Norbert Vollmer, Geschäftsführer TV Rottenburg 1861
- Prof. Sebastian Kaiser Förderverein Kreuzerfeldhalle
- Prof. Dr. Markus Faltlhauser, Faltlhauser Krapf Beratende Ing. mbH Reutlingen

In einer sich anschließenden Diskussion werden die Erkenntnisse aus dem Informationsrundgang intensiv diskutiert und die nachfolgenden Beurteilungskriterien der Auslobung bestätigt:
- Qualität des städtebaulichen und freiräumlichen Konzeptes
- Qualität des architektonischen und gestalterischen Konzeptes
- Erfüllung der funktionalen Anforderungen und des Raumprogramms
- Tragwerksentwurf und Baukonstruktion
- Nachhaltigkeit (Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Umwelteigenschaften, Lebenszykluskosten)

Die Wettbewerbsbetreuung / Vorprüfung erfolgt durch:
kohler grohe architekten
Löffelstraße 4, 70597 Stuttgart


Begründung der Jury zu den preisgekrönten Arbeiten

1. Preis – 1014
Günter Hermann Architekten, Stuttgart mit
Siegmund und Winz Landschaftsarchitekten, Balingen

Die neue Sporthalle positioniert sich selbstbewusst als zweigeschossiges Gebäude entlang der Hangkante im Norden des Sportplatzes. Das Gebäudevolumen staffelt sich durch einen Rücksprung nach Westen. Es entsteht eine Terrasse, welche vom oberen Sportplatz zum Landschaftsraum vermittelt. Die Frage der Nutzung dieser relativ großen Außenterrasse ist zu prüfen.
Durch diesen adressbildenden Rücksprung wird eine klare Eingangssituation auf beiden Höhenniveaus definiert.
Der Zugang für die Sportler liegt an dem großzügigen und vom PKW-Verkehr getrennten Vorbereich im Osten. Über ein angemessen dimensioniertes Foyer im teilüberdachten südlichen Bereich werden die zwei Ebenen des Sportplatzes und der unteren Sportflächen geschickt miteinander verbunden.
Die innere Organisation der einzelnen Bereiche und Raumfolgen ist gut gelöst.
Die Umkleidebereiche auf Sportplatzebene sind direkt angebunden und konfliktfrei mit der Zuschauertribüne nutzbar. Der Gerätebereich für den Sportplatz ist gut gelegen, könnte aber besser noch direkt von außen begehbar sein.
Die Umkleiden der Hallensportler sind stringent organisiert und auf kurzem Wege zur Halle gelegen. Die Geräteräume sind, wie gefordert, direkt den Sportflächen zugeordnet.
Die 3-Feldsporthalle wird über eine homogene gerasterte Fassade mit hohem Verglasungsanteil gut belichtet. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Dachoberlichter wird diskutiert.
Ein großzügiges Schaufenster Richtung Norden ermöglicht eine gute Belichtung des Gymnastikbereichs. Bei möglicher Trennung der Gymnastikhalle, sollte über ein Oberlicht nachgedacht werden. Auch eine separate Zuordnung der Geräteraume wäre bei geteilter Nutzung wünschenswert.
Die Zuschaltbarkeit der Gymnastikhalle zur Sporthalle ist gegeben und ermöglich eine große Flexibilität der Nutzung.
Die Fassade ist insgesamt in ihrer Gestaltung wohltuend ruhig und klar gehalten. Der städtebaulichen Setzung und Topografie folgend, wird das Sockelgeschoss in Massivbauweise plastisch ausgebildet. Materialgerecht wird auf den massiven Sockel der filigrane und transparente Holzbau gesetzt.
Die wirtschaftlichen Kennwerte der Arbeit liegen im mittleren Bereich. Die gewählte Holzkonstruktion lässt eine nachhaltige Realisierbarkeit erwarten. Die Sporthalle schiebt sich mit dem Rücken in die bestehende Geländestufe und zieht das Sportplatzniveau als großflächig gestaltete, vorgelagerte Freiterrasse am östlich gelegenen
Haupteingang vor bis zur nördlichen Gebäudekante. Als weicher Gegensatz wird das natürliche Gelände entlang des Zugangsweges mit grünen Landschaftsstufen sanft abgestuft und vermittelt dabei maßvoll zu den vorgelagerten Freiflächen vor dem Sportlereingang. Ein Großteil des Baumbestandes kann dabei erhalten werden.
Die Erschließung der Halle für PKW sowie Fußgänger und Radfahrer ist klar getrennt. Die beiden Wegeführungen rahmen die vorgelagerten Freiflächen, die damit ostseitig bis zur Weilerstraße das gesamte Gebäude von Parkplätzen und Einbauten freihält und als Grüne Antrittskarte formuliert. Der
Ausbau eines Kreisverkehrs wird bei dieser Wegeführung nicht als sinnvoll angesehen. Alle Parkplätze sind nördlich der Halle zweihüftig angelegt. Die konsequente und dichte Durchgrünung mit Bäumen schafft es dabei glaubwürdig, dem Gebäude eine grüne Einfassung nach Norden zu geben.
Die Pflegezufahrt für den Sportplatz ist nicht explizit ausgewiesen und müsste derzeit über den Fuß- und Radweg zum Haupteingang erfolgen.
Um das Gebäude herum werden auf der Westseite ein Beachvolleyballfeld und hinter dem Lärmschutzwall am Sportplatz ein Parcoursfläche mit Grillplatz angeboten. Diese werden gemeinsam mit der Freiterrasse und den Aufenthaltsflächen vor dem Sportlereingang das Sport- und Vereinsleben im Freiraum beleben.
Bei der Arbeit mit der Kennziffer 1014 wurden die tragenden Bauteile in der Ebene -1 in Massivbauweise konzipiert. Auf den massiven Außenwänden liegt einen einfache Holzkonstruktion auf, die gebildet wird aus Holzbindern aus Brettschichtholz und Holzstützen. Die Verwendung der Materialität Holz erfolgte bei diesem Entwurf materialgerecht und zeichnet sich durch eine hohe Durchgängigkeit und Klarheit in der Konstruktion aus.
Insgesamt eine überzeugende Arbeit, sowohl in ihrer städtebaulichen Setzung und baukörperlichen Gliederung, als auch in funktionaler und gestalterischer Hinsicht.


2. Preis – 1005
dasch zürn + partner, Stuttgart mit
Reinboth Landschaftsarchitekten, Esslingen

Die Verfasser erzeugen mit dem Spiel von drei Baukörpern, dem Sockel, den plastisch herausgeschobenen Gymnastikbereich und der schwebenden Dachplatte, eine spannungsvolle Gesamtfigur, die sich an der Westseite des Grundstückes nahe dem dramatischen Geländeversprung platziert. Auf den Haupteingang führt eine selbstbewusste Eingangspromenade die den Außensportbereich und den Straßen flankierenden Parkierungsbereich wohltuend trennt und sinnvoll die Besucherströme steuert. Kontrovers diskutiert wird die in das Gelände einschneidende Eingangswand, die die Promenade begleitet und die sanft fallende Topographie in Nord Süd Richtung bewusst zäsiert. Sehr kritisch diskutiert wird Höhen und Längenentwicklung der massiven Wand und die fehlende Maßstäblichkeit.
Über die Promenade wird der Besucher direkt in ein offenes und gut proportioniertes Foyer geführt, welches unmittelbar den Blick der Besucher in den Landschaftsraum freigibt und inszeniert. Diese Kombination des Hauptzugangs mit dem am Foyer liegenden Küchenbereich offeriert beste Aufenthaltsqualitäten bei Veranstaltungen und bietet ein lebendiges Ankommen. Diese mittlere Haupteingangsebene verteilt die Besucher geschickt zur Tribüne und zum Gymnastikbereich. Direkt am Foyer sitzt sinngemäß die Vertikalerschließung die sowohl in die untere Ebene zu den Sporthallen führt als auch in den oberen Funktionsbereich zum Außenspielfeld leitet. Der Sportlerzugang ist in der unteren Ebene richtig platziert und führt direkt zu den Umkleiden. Die innere Organisation und Grundrissstruktur des Gebäudes ist gut gelöst und sitzt an den richtigen Positionen zum Außenraum. Lediglich die exponierte Lage des Gymnastikraums mit Ausrichtung zur Eingangspromenade wird divergierend diskutiert und auch die Zugänglichkeit lässt Sportlerwege und Zuschauerwege kreuzen. Allerdings bietet die direkte Lage am Foyer mit Küchenanschluss flexible Möglichkeiten und Potentiale unterschiedlicher Nutzungen an.
Stark kritisiert wird das Erscheinungsbild der neuen Sporthalle. Die weißen horizontal liegenden Bänder, die den Baukörper strukturieren, vermitteln eine museale Funktion im urbanen Kontext und irritieren.
Die Konstruktion in Holzbauweise kommt gut an, allerdings wird die Sinnfälligkeit der Verwendung eines Trägerostes stark hinterfragt
Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes liegen im mittleren günstigen Bereich, insbesondere die kompakten Hüllflächen und der kleinem Bruttorauminhalt ist hervorzuheben. Die Platzierung der Halle weit im Westen schafft Raum für die komprimierte Anordnung eines Stellplatzpakets an der Weilerstrasse. Gleichzeitig wird ein klarer Zugang und Hallenvorbereich für Fußgänger und Radfahrer freigehalten.
Der Abstand des Baukörpers zur westlichen Hangkante scheint allerdings schon knapp. Hier wird die Topografie auf der verbleibenden Restfläche abgewickelt. Aussagen zur freiräumlichen Einbindung werden vermisst.
Die Stützmauer zwischen Hauptzugangsachse und oberer Sportfläche stellt eine harte Zäsur dar. Insgesamt wirkt der Beitrag al sehr urbane Architektur, die sich von der umgebenden Landschaft stärker abgrenzt als sich einzubinden
Bauteile, die das Erdbereich berühren, wurden bei dieser Arbeit mit der Kennziffer 1005 in Massivbauweise konzipiert. Überspannt wird der Hallenbereich mit einem Holzträgerrost, der seine Lasten in zwei Richtungen ablastet. Eine klare, durchgängige Lastabtragung in die vertikalen Bauteile, wie auch die Notwendigkeit der zweiachsigen Abtragung der Lasten über den Trägerrost ist nicht eindeutig ersichtlich, wie auch die Schichtung und Ausbildung der Tragwerke im Bereich der Gymnastikhalle.
Die neue Kreuzerfeld Sporthalle überzeugt mit einem nachvollziehbaren und eigenwilligen Städtebau und präziser Grundrissgestaltung. Die innere Struktur und Raumqualität bietet eine gute Plattform für ein lebendiges Sportleben. Allerdings überzeugt der Neubau nicht in Gänze mit seinem prätentiösen Erscheinungsbild.


3. Preis – 1016
Steimle Architekten GmbH, Stuttgart mit
koeber Landschaftsarchitektur GmbH, Stuttgart

Die Arbeit 1016 formuliert mit dem Motiv der Scheune in der freien Landschaft ein kraftvolles und unmittelbar nachvollziehbares Bild. Das aus diesem Typus abgeleitete geneigte Dach folgt der Topografie der Landschaft, die als Obstwiese den Bezug zu den Streuobstflächen in der Region sucht. Das klare Konzept des Entwurfs wird zunächst begrüßt. Kontrovers wird diskutiert, ob das aus der Landschaft kommenden Bild der Scheune zur geplanten Nutzung einer Sporthalle passt.
Von der Weilerstraße aus gelangen die Besucher der Halle auf kurzem Wege entlang des baumbestandenen Parkplatzes zur Halle. Die Eingänge für Zuschauer und Besucher liegen an der richtigen Stelle, sind aber aufgrund ihrer wenig prominenten Lage und Gestaltung schwer aufzufinden. Von hier sind alle Bereiche des Hauses auf einfachem Wege zu erreichen. Die Erschließungsflächen erscheinen dabei als zu knapp dimensioniert. Dies betrifft insbesondere die Eingangsbereiche, die durch ihren Mangel an Großzügigkeit nicht zum Verweilen einladen. Aber auch die Flure zur Erschließung der Umkleiden und insbesondere der Gymnastikräume sind zu schmal.
Die Haupt- und Nebenräume selbst sind richtig dimensioniert und gut proportioniert. Die Räume für die Außensport liegen an der richtigen Stelle.
Kritisch bewertet wird die mangelnde natürliche Belichtung von Sporthalle und Gymnastikräumen. Während die Sporthalle nur von Norden und Osten im oberen Fassadenbereich belichtet wird, fehlt es der südlichen Gymnastikraum gänzlich an der Versorgung mit Außenlicht.
Die feingliedrige und differenzierte Gestaltung der Fassaden wird gewürdigt. Leider ermöglicht die Ausbildung der Sockelfassaden den ebenerdig angeordneten Sporträumen keinen Außenbezug. Die Anforderungen des konstruktiven Holzschutzes sind nicht durchgängig berücksichtigt. Dies betrifft unter anderem die Stirnseiten der Obergurte der Holzfachwerkträger und Teile der Holzfassade.
Die Arbeit liegt durch ihr geringes Gebäudevolumen und die gute Flächeneffizienz im günstigen Bereich. Dies hat aber auch die bereits beschriebenen Defizite in der Erschließung zur Folge.
Die Sporthalle schiebt sich südseitig mit einem schmalen erdgebundenen Sichtbetonsockel in die Hangstufe und verbindet die beiden Eingangsniveaus mit einer Freitreppe. Der Baukörper wird dabei ohne wesentliche Eingriffe recht selbstverständlich in die Topografie gesetzt. Nach Osten zur Weilerstraße vermittelt eine natürliche Böschung zwischen den Geländestufen, so dass die meisten Bestandbäume dort erhalten bleiben können. Die Zugänge zu beiden Eingangsniveaus sind zurückhaltend gestaltet und schmal gehalten. Auf dem Sportplatzniveau werden zwischen Halle und Sportfläche maßvoll gesetzte Aufenthaltsbereiche und Vorflächen angeboten. Die Parkplätze sind nördlich und südlich dieser Zugangswege organsiert.
Dabei bleibt ungeklärt und fragwürdig, wie der Höhensprung und damit die Fahrwegverbindung zwischen den beiden Flächen gelingen kann wird, da auch hier 3 Meter auf kurzer Wegstrecke überwunden werden müssen. Die Pflegezufahrt zum Sportplatz ist angedeutet. Leitthema der landschaftlichen Einbindung und Eigenart des Ortes sind Wildobstbäume, die das neue Gebäude
zukünftig hainartig umgeben werden. Die Parkplatzflächen sind dabei strakt durchgrünt, so dass die Sporthalle im Dialog mit dem Freiraum ein ländliches und ortsprägendes Bild erzeugt.
Erdberührende Bauteile, werden bei dieser Arbeit mit der Kennziffer 1016 in Stahlbeton ausgebildet. Der Hallenbereich wird überspannt von einem Fachwerkträger, der als mehrschichtiger Satteldachbinder ausgebildet ist. Bedingt durch die konstruktive Durchbildung des Fachwerkträgers als mehrschichtige Konstruktion und die Auslagerung der Diagonalen des Fachwerkträgers in die Ebene der Vertikalstäbe ist eine klare, materialgerechte Lastabtragung in den Fügungspunkten des Fachwerkträgers nur bedingt vorhanden.
Insgesamt formuliert die Arbeit 1016 mit dem Archetypus der Scheune in der Landschaft einen überzeugenden Beitrag, der auch durch seine sorgfältige gestalterische Ausarbeitung überzeugt. Dieser zunächst positive Eindruck wird leider durch Mängel in der Erschließung und Belichtung getrübt.


Anerkennung – 1001
weinbrenner.single.arabzadeh. architektenwerkgemeinschaft, Nürtingen
mit Faiss Landschaftsarchitektur, Nürtingen

Der Entwurf für den Neubau der 3-teilige Sporthalle mit Tribüne und einem Hallenteil für Turn-/Gymnastik in Rottenburg formuliert einen selbstbewussten klaren, städtebaulichen Flachdachbaukörper mit rechteckigem Grundriss und einem langestreckten Annexbauteil im Osten. Der Neubau wird in Nord-Südausrichtung auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert und in die vorhandene städtebauliche Situation eingebettet. Die neue Sporthalle sucht durch ihre Ausrichtung auf dem Gelände die Nähe zu den südlich gelegenen Sportflächen. Die vorhandenen Raumkanten werden aufgenommen und weitergeführt. Die exponierte, landschaftsprägende Lage des Grundstücks wird dadurch außenräumlich verstärkt, wenngleich das topografische Freistellen des Baukörpers im Norden auch kritisch hinterfragt wird. Der gewählte Abstand zum benachbarten Wohngebiet Keuzerfeld im Osten, wird als zu knapp und überinstalliert empfunden, da sich hier die notwendigen Parkplätze und der gewünschte Vorbereich konzentrieren. Dies könnte zu Konflikten in den täglichen Abläufen führen. Die neu geschaffene Wegeanbindung im Süd-Osten, hin zum Haupteingang und den Außensportflächen wird begrüßt, wenngleich die notwendige Serviceanbindung an die Sportflächen nicht nachgewiesen wurde.
Vom südlichen Vorplatz aus gelangen Besucher und Sportler über den gut gelegenen Haupteingang in den Neubau und in den gegenüberliegenden Gebäudetrakt mit den Räumen für die Außensportflächen.
Der Besucherzugang in die Sporthalle erscheint ausreichend dimensioniert. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich, sowohl für Sportler als auch für Besucher. Hier sind alle notwendigen Nebenraumbereiche räumlich kompakt zusammengefasst. Die Küche mit Ausgabe ist vom Zuschauerbereich aus gut erreichbar und funktional richtig angebunden, sodass es bei Veranstaltungen zu keinen räumlichen Engpässen kommt.
Über das zentrale Foyer mit großzügigem Luftraum gelangt man von der Eingangsebene auf die untere Umkleideebene. Sportler gelangen über einen gesonderten Sportlerzugang, der sich im Hanggeschoß befindet, von den Parkplätzen aus in die Umkleidebereiche. Der Umkleidebereich liegt auf gleicher Ebene mit der Sporthalle und ist als Einheit, räumlich separiert, ohne abgetrennt zu sein. Dies gewährleistet eine optimale Benutzungssituation für die Sportler/innen. Die Raumfolge der Umkleiden und Nebenräume und ihre funktionalen Verflechtungen sind gut gelöst. Der Bereich hat zudem einen direkten Ausgang in den Außenraum.
Die Entwurfsverfasser schlagen also eine konsequente Trennung der unterschiedlichen Funktionsbereiche vor. Besucher und Zuschauer im Erdgeschoß. Sportler im Hanggeschoß und Serviceräume für den Außensportbereich im Annex. Diese Aufteilung wird räumlich überzeugend vorgetragen.
Der Turn/Gymnastikraum kann direkt vom Umkleidebereich aus erreicht werden. Leider ist der hintere der beiden Räume nur unzureichend tagesbelichtet. Die vorgeschlagenen Oberlichter lösen dieses Problem nur bedingt. Auch die unproblematische Zugänglichkeit des vorderen Gymnastikraums, bei Belegung des anderen, wird hinterfragt.
Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen. Die Ausbildung der Konstruktion ist nachvollziehbar und konsequent vorgetragen. Holz und Beton werden gemäß ihren Eigenschaften eingesetzt.
Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß nicht in allen Teilen zu überzeugen. Sie ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet. Die plastisch-räumliche Ausbildung im Sockelbereich mit Naturstein, wirkt allerdings fremd und in ihrer Anmutung unangemessen. Die vorgeschlagene Holzfensterkonstruktion der Fassaden wird in Hinblick auf Wartung und Unterhalt kritisch diskutiert.
Der Entwurf bewegt sich in einem guten wirtschaftlichen Bereich, wenn man seine Kenndaten betrachtet. Nur die notwendigen Hüllflächen liegen über dem Durchschnitt, was mit dem differenzierten Baukörper zusammenhängt.
Mit kompaktem Hauptbaukörper und langgestrecktem östlichem Nebenrraumtrakt versucht das Gebäude als verbindendes Element in der bewegten Topografie zu vermitteln.
Die Zweiteilung der Parkierung wird kritisch gesehen. Die fußläufige Erschließung ist positiv vom Fahrverkehr weitgehend getrennt. Hinterfragt wird die topografisch harte Abgrenzung zwischen Streetsport und oberere Aussensportanlagen. Auch die intensive Gestaltung des östlichen Vorbereichs mit langem Sitz und Stützmauern wird im Kontext mit der örtlichen Situation kritisch gesehen.
Das Untergeschoss der Arbeit mit der Kennziffer 1001 ist in Massivbauweise ausbildet. Aufgehend auf dem Massivbau ist eine Holzkonstruktion konzipiert, die gebildet wird aus umlaufenden Stützen, die an den Längsseiten die Lasten aus den Doppelbinder aus Brettschichtholz aufnehmen. Für die tragende Dachschicht wurden Brettsperrholzelemente gewählt. Das Holztragwerk ist geprägt von einer einfachen, schlichten Konstruktion. Das Material Holz wurde bei dieser Arbeit materialgerecht verwendet.
Es handelt sich hier um eine insgesamt gute Arbeit mit gelungenen innen- und außenräumlichen Qualitäten. Besonders überzeugend erscheinen die baukörperlich- räumliche Gliederung und deren Wechselwirkung mit dem städtebaulichen Umfeld. Dieses Zusammenspiel stärkt und steigert die zukünftige Bedeutung des Ortes.


Fördergeldprogramm

Dieses Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ gefördert.

Fördergeldgeber sind das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Referat SW III 1 – Allgemeine Angelegenheiten der Städtebauprogramme und -förderpolitik, Alt Moabit 140, 10557 Berlin und das
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Referat RS 4 Städtebauförderung, Soziale Stadtentwicklung,
Deichmanns Aue 31–37, 53179 Bonn
Jurybewertung der Preisträger und Anerkennung
Die eingereichten Arbeiten im Detail
22.03.2022 - Hochbauamt


Zusätzliche Informationen und Dienste

Rohbau mit gerüst