Geschichte von Baisingen

Über das 1258 erstmals urkundlich erwähnte Gäudorf Baisingen heißt es 1865: "Der ansehnliche ... Ort, der mit Recht zu den schönsten Orten des Bezirkes gezählt werden darf, bildet mit Ausnahme einiger kleiner Abzweigungen nur eine langgedehnte Straße, an der sich etwas gedrängt die meist stattlichen Häusern lagern und auf den ersten Blick die Wohlhabenheit der Einwohner verrathen."
Die sich im Süden des Ortes befindenden alemannischen Reihengräber weisen auf das hohe Alter der Siedlung hin, in deren Osten ein großer hallstattzeitlicher Grabhügel ("Bühl") liegt. Für das 13. und 14. Jh. sind Angehörige einer niederadeligen Familie bekannt, die sich nach dem Ort nannten. Als Dorf der Grafschaft Hohenberg kam Baisingen mit dieser 1381 unter die Oberhoheit Österreich, die Ortsherrschaft besaßen hingegen 1380 - 1505 die Herren von Gültlingen (heute Ortsteil von Wildberg, Lkrs. Calw). Nach wechselnder Besitzfolge, vor allem während des 30jährigen Krieges (1618 - 1648), kam das Adelsgut, das später zum Ritterkanton Neckar und Schwarzwald zählte, über die Herren von Wernau an die Schenken von Stauffenberg, die 1695 die Blutgerichtsbarkeit als österreichisches Lehen erhielten. Im ehemaligen "Schloß" ist heute die örtliche Verwaltungsstelle untergebracht. Der ritterschaftliche Ort kam 1805 unter württembergische Oberhoheit, gehörte seit 1807 zum neuen Oberamt (seit 1938 Kreis) Horb und kam 1972 an den Landkreis Tübingen.
Eine selbständige Pfarrei bildet das Dorf seit 1818, zuvor war es Filial von Eutingen. Die 1755 erbaute Kirche ist der hl. Anastasia geweiht.
In der Ortsmitte steht das dreistöckige klassizistische Schulhaus von 1844, an dem seit 1987 eine Gedenktafel an die Verfolgung der Baisinger Juden erinnert. Ihren zahlenmäßigen Höhepunkt erreichte die jüdische Gemeinde im Jahre 1844 mit 234 Personen, ein Vierteljahrtausend zuvor (1596) werden die ersten Juden am Ort genannt. Im April 1848 kam es unter dem Eindruck von antijüdischen Umtrieben im Elsaß und in Baden auch hier zu Gewalttaten gegen jüdische Mitbürger. 1941/42 wurden die jüdischen Einwohner Baisingens in die Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten. Die 1784 erbaute schlichte Landsynagoge wurde in der Pogromnacht 1938 verwüstet und, 60 Jahre später, 1998 als Gedenkstätte Synagoge Baisingen eröffnet.




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Historisches Objekt